Digitales Patientenmanagement

Frau Plessmann, wie verändert sich Ihr Arbeitsalltag durch digitales Patientenmanagement?

Wir können alle Informationen über einen Patienten gebündelt erfassen. Die Pflegekräfte auf Stationen müssen keine Zettel mehr sammeln, stattdessen speichern sie Informationen auf digitalen Endgeräten, sodass die Daten jederzeit verfügbar sind, für Kollegen in der Pflege, für Ärzte und zum Beispiel für uns in der Sozialberatung.

Was bedeutet das für den Patienten?

Der Patient profitiert von einem geregelten Informationsfluss. Dokumente liegen jederzeit vor und müssen nicht immer wieder aufs Neue angefordert werden. Der Informationsfluss zu weiterbehandelnden Rehaeinrichtungen oder Pflegediensten funktioniert. Vor allem aber kann sich der Patient aktiv beteiligen. Und er profitiert, weil Pflegekräfte mehr Zeit haben und sich auch einmal Zeit für ein Gespräch nehmen können.

Inwiefern kann sich der Patient beteiligen?

Das Ziel ist ja, dass zum Beispiel über das Patientenportal digitale Aufnahmebögen verfügbar sind. Neben der Anamnese können sich hier künftig zum Beispiel auch bereits Angaben über Wünsche zur Nachbehandlung angeben lassen.

Inwiefern trauen Sie den Patienten zu, solche digitalen Patientenbögen auszufüllen?

Jüngere Patienten, die zu einer geplanten Operation ins Krankenhaus kommen und wissen, dass eine anschließende Rehabehandlung nötig ist, werden sicher gut mit den digitalen Portalen zurechtkommen. Bei älteren Menschen kann das natürlich schwieriger werden, da werden Angehörige oder auch wir in der Klinik helfen müssen.

Sehen Sie darin eine Aufgabe für einweisende Ärzte oder Mitarbeiter in Arztpraxen?

Es wäre sicher hilfreich, wenn Anamnesebögen bei einer Aufnahme in ein Krankenhaus bereits ausgefüllt wären. Für die niedergelassenen Ärzte ist das aber wohl ein Zeitproblem.

Steigt der Stresslevel eigentlich, wenn alles digital läuft? Arbeitgeber könnten ja auf die Idee kommen, dass dank Digitalisierung weniger Personal nötig ist. Oder können Sie jetzt einfach entspannter arbeiten?

Das Ziel der Digitalisierung am Klinikum Hann. Münden ist eine bessere Patientenversorgung. Dabei ist die Digitalisierung und Veränderung von Prozessen eine Chance, leichter mit den Folgen des Fachkräftemangels umzugehen.

Was bedeutet die Digitalisierung eigentlich für die Pflege? Wie ändern sich Qualifikationsanforderungen?

Bei uns verfügen alle Mitarbeiter im Prinzip über den gleichen Wissensstand. Gerade für die junge Generation, die mit Smartphone und Tablet aufgewachsen ist, wird das Berufsbild nun attraktiver. Wir führen hier am Klinikum Hann. Münden regelmäßig Schulungen durch, und die Kolleginnen und Kollegen helfen sich gegenseitig. Entscheidend ist die Bereitschaft, sich auf die digitalen Technologien einzulassen.


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