Serie Benschmarks: Focus Money Deutschlandtest
Unternehmen, die sich im Ideenwettbewerb von der Konkurrenz abheben wollen, müssen laufend einzigartige Produkte auf den Markt bringen. Aber lässt sich objektiv messen, wie innovativ ein Unternehmen ist? Etliche Rankings versuchen sich daran – und müssen letztlich doch scheitern. Eine Metaanalyse mit besonderem Blick auf das Abschneiden der Gesundheitsbranche im Innovationswettkampf.
Focus Money Deutschlandtest
Jedes Jahr vergibt Focus Money im Rahmen seines Deutschlandtests einen sogenannten Innovationspreis. Den Sieger ermittelt das Wirtschaftsmagazin in Dutzenden Branchen von Autohandel bis Zahnmedizin. Focus testet die 5.000 mitarbeiterstärksten Unternehmen Deutschlands, 932 Betriebe krönte das Magazin 2019 zum Testsieger.
Die Daten kommen vom Institut für Management- und Wirtschaftsforschung, das zusammen mit dem Unternehmen Ubermetrics Informationen sammelt und verarbeitet. Ubermetrics durchsucht frei verfügbare, deutschsprachige Inhalte aus Blogs, Social-Media-Accounts und Medienberichten und sammelt alle Texte, die Schlagworte zum Thema Innovation beinhalten. Ein Algorithmus sortiert dann Millionen von Ergebnissen, ordnet sie Unternehmen und Themen zu und bewertet, ob diese positiv, neutral oder negativ sind. Experten vergeben an jedes Unternehmen dann einen Wert. Je mehr Menschen den Beitrag gesehen haben und je positiver er war, desto höher der Wert. Der Sieger in jeder Branche erhält 100 Punkte im Test. Alle anderen Unternehmen werden an dessen Leistung gemessen. Wer auf diese Weise 60 oder mehr Punkte erreicht, schafft es ins Ranking. Aus dem Gesundheitsbereich waren zuletzt fünf Branchen in der Studie vertreten. Während es in der Labordiagnostik nur zwei Unternehmen ins Ranking schafften, krönte Focus in der Kategorie Krankenhäuser im Jahr 2019 über 70 Kliniken zu Gewinnern. Hier ist die Innovationskraft der Unternehmen anscheinend ähnlich hoch.
Doch die Untersuchung kann ein falsches Bild erzeugen: Der Test misst nämlich nicht die tatsächliche Innovationskraft eines Unternehmens, sondern bloß, inwiefern andere es online als innovativ beurteilen. Wer als Nischenunternehmen wenig Aufmerksamkeit erregt, kann trotz großer Innovationskraft weit unten im Ranking landen. Auch abseits der Methodik zeigt der Test Schwächen: Bei 932 Gewinnern können Unternehmen mit ihrem Sieg schlecht werben. Unter Dutzenden getesteten Wirtschaftszweigen kann zudem die Branche des eigenen Unternehmens schnell untergehen. Welchem Leser springt der Gewinner der Medizintechnik ins Auge, wenn über 80 andere Branchen auf der Seite ebenfalls ihre Sieger präsentieren? Wer mehr will, muss draufzahlen. 9.900 Euro kostet es Unternehmen, wenn sie mit dem bekannten Siegel anderswo für sich werben wollen.